Vielen dürften die Ziele und Werte der Freifunk-Initiativen mittlerweile bekannt sein (für alle anderen: Infos). Kaum einer fragt sich jedoch, wie die einzelnen Ortsgruppen die dafür nötige Infrastruktur bereitstellen. Am Beispiel unserer lokalen Freifunk-Community (Freifunk Südholstein, kurz FFSH) wollen wir uns das mal anschauen.

Zuerst brauchen wir einen Überblick wie die Freifunk-Netze generell funktionieren. Wer sich schon einmal in das Netz von FFSH eingewählt hat, wird sich wohl über die Barrierefreiheit und einfache Nutzung gefreut haben. Auf Laptop, Tablet oder Smartphone einfach das WLAN-Menü öffnen, Freifunk-Suedholstein.de anklicken, fertig. Die hierfür benötigten Access-Points, die von Interessierten und Funkbegeisterten zuhause oder im Geschäft aufgestellt werden, bergen das erste Linux-System: OpenWRT.

Dieses bekannte Router-Betriebssystem wird in abgewandelter Form genutzt, um günstigen WLAN-Router und Access-Points die Fähigkeit zu verleihen, neben einem WLAN auch eine Verbindung zu den Freifunk-Servern aufzubauen, sowie per Mesh-Funktion kabellos eine Verbindung zu anderen Freifunk-Routern in der Nähe herzustellen. Dadurch wird, auch wenn ein Router die Internetverbindung verliert, sichergestellt, dass das betreffende Gerät und alle eingewählten Nutzer weiter im Netz bleiben. Zumindest wenn in der Nachbarschaft ebenfalls Freifunk-Router in Betrieb sind.

Neben dieser Ausfallsicherheit und dem Zugriff aufs Internet bietet das Freifunk-Netz auch noch andere Funktionen. So zum Beispiel den Zugang zu einem vom Internet getrennten, eigenen Netzwerk das alle Freifunk-Router und die damit verbundenen Geräte miteinander verbindet. Hier können Freifunker und Interessierte digitale Dienste, Websites und ähnliches für sich und andere Nutzer anbieten oder ihre Endgeräte miteinander verbinden.

Um dieses Netz zu routen, baut der Freifunk-Router einen Tunnel zu einem der sogenannten Freifunk Gateway-Server auf. Hier finden wir das nächste Linux-System. Die FFSH-Gateways sind Debian-Systeme, die sowohl für die Tunnel und das Routing zu den Freifunk-Routern als auch für die Erfassung der Netzwerkauslastung zuständig sind. Da es noch einige rechtliche Schwierigkeiten mit der zur Verfügungstellung der eigenen Internet-Verbindung gibt (siehe Störerhaftung), dienen die Gateways auch noch als "Ausgang" zum Internet. Damit sind diejenigen, die einen Router zuhause betreiben, rechtlich abgesichert. In der Regel stehen diese Gateways in Rechenzentren, teilweise aber auch bei Freifunkern, die über eine entsprechende Internet-Anbindung verfügen, zuhause.

Neben den Gateways sind noch einige andere Linux-Server im Einsatz. So werden von Freifunk Süholstein noch eine Website, eine Übersichtskarte fürs Freifunk-Netz inklusive Statistik sowie Mail-, Firmware- und DNS-Server betrieben. Alles ehrenamtlich und finanziert durch Freiwillige. Wer sich die Konfiguration der Server, die genutzten Module und den Rest der Dokumentation einmal ansehen möchte, findet alles hier. Und wer jetzt Lust auf mitmachen, angucken oder fragen hat, findet die Termine für die Treffen auf der Website. Nach der Pandemie sicherlich auch wieder live und in Farbe, bis dahin aber virtuell (und in Farbe). Jeder ist willkommen. Das gleiche gilt für soziale Medien: Freifunk Suedholstein ist erreichbar per Telegram, Matrix und Mastodon, sowie Twitter. Alle Infos dazu ebenfalls auf der Website.