Nachdem ich schon vor einiger Zeit hier geschrieben hatte, wie qualitativ hochwertig in meinen Augen die Hardware von Apple ist und wie gut ich Ubuntu bislang auf mehreren Macbook Air nutze hatte ich nun eine neue Herausforderung. Mein privater Desktoprechner fühlte sich nach 11 Jahren nun doch ein wenig alt an. So war es an der Zeit, mal einen neuen Rechner zu kaufen. Mein Auge fiel dabei auf den neuen Apple Mac Mini 2018. Allerdings waren die Zweifel groß, ob diese neue Hardware überhaupt ausreichend von Linux unterstützt wird. Darüber hinaus kursieren Diskussionen im Netz, dass sich Linux aufgrund des Apple T2-Sicherheitschip und dem damit verbunden Secure Boot gar nicht mehr starten lässt.

In diesem Beitrag beschreibe ich, wie ich Ubuntu auf einem Apple Mac Mini 2018 erfolgreich einsetze und welche Einschränkungen dabei z.Zt. noch existieren.

Nach reiflicher Überlegung habe ich mich für einen Apple Mac Mini 2018 entschieden, mit 6 Kern Intel Core i7 Prozessor, 32GB RAM und 1TB interner SSD sowie der 10 GBit Ethernet Netzwerkkarte. Schließlich soll auch dieser Rechner wieder viele Jahre halten und eine nachträgliche Aufrüstung ist bei diesem Gerät, abgesehen vom RAM, nicht möglich. Ich hatte gelesen, dass Linux die neue SSD der 2018 Apple Generation noch gar nicht erkennt und somit auch nicht unterstützt. Daher habe ich mir für mein Ubuntu Linux noch zusätzlich eine externe 1TB Western Digital USB3.1 SSD MyPassport mit USB-C Anschluss geholt, in der Hoffnung, Ubuntu unterstützt diese und bootet auch davon. So sieht die Kombination aus Mac Mini und USB SSD nun bei mir aus.

 

Das Apple Magic Keyboad mit Ziffernblock sowie das Apple Magic Trackpad 2 runden das neue System ab.

 

 

Vorbereitung des Mac Mini um Linux zu booten

Per Default booten die 2018er Modelle der Apple Macs (Macbook Pro, Mac Mini) kein anderes Betriebssystem mehr außer das hauseigene macOS. Hierfür sorgt der sog. Security Chip T2 in diesen Geräten. Jedoch erlaubt es Apple dem Anwender, das Secure Boot abzuschalten und dadurch auch das Starten von Linux zu ermöglichen. Weiterhin verhindert der T2 Chip in der Voreinstellung auch das Booten von anderen Medien außer der internen SSD. Da Linux auf der externen USB-SSD installiert werden und später davon starten soll, ist hier somit auch vorab eine Einstellung zu ändern.

Als erstes habe ich den Mac gestartet und das macOS fertig eingerichtet. Dies ist notwendig da im folgenden Schritt das Kennwort eines Benutzers mit Administrationsrechten angegeben werden muss.

Dann wird der Mac mit gedrückter Command-R Taste gestartet. Damit landet man im Recovery Image. Hier sind unter "Dienstprogramme" und "Startsicherheitsdienstprogramm"  die Einstellungen für "Sicheres Starten" und "Externes Starten" zu ändern. Sicheres Starten wird auf "Ohne Sicherheit" gesetzt und Externes Starten auf "Starten von externen Medien erlauben". Apple hat hierzu u.a. auch Supportbeiträge unter https://support.apple.com/de-de/HT208198 und https://support.apple.com/de-de/HT208330. Nachdem diese Einstellungen vorgenommen sind wird der Mac neu gestartet.

 

Ubuntu starten und Magic Keyboad und Trackpad zum Laufen bekommen

Nun kann auf dem Mac Ubuntu von einem Live USB Stick gebootet werden. Wichtig ist allerdings, dass der USB Stick bereits beim Einschalten des Rechners eingesteckt sein muss. Beim Start, wenn das Apfel-Logo erscheint wird die Option-Taste gerückt gehalten. Dadurch erscheint der Bootmanager des Mac und man kann als Startmedium den Eintrag "EFI Boot" auswählen und so Ubuntu starten. Nach dem Start von Ubuntu stellt man als erstes fest, dass das Apple Magic Keyboard und das Trackpad nicht funktionieren. Beide sind bei der Einrichtung des macOS per Bluetooth gekoppelt worden. Dies wird von macOS und dem Mac Bootmanager unterstützt, aber dann nicht mehr in Ubuntu. Erste Versuche, diese auch unter Linux per Bluetooth zu koppeln und so zu verwenden führen m.W.n. nur zu Kopfschmerzen. Zum einen sind Bluetooth Geräte nach dem Linux Neustart am Anmeldemanager noch nicht verfügbar und zum anderen verlieren diese Geräte dann immer ihre Kopplung mit der Mac Seite des Systems und sind dann auch nicht mehr z.B. im Bootmanager funktionsfähig.

Allerdings bieten das Magic Keyboard und das Trackpad die Möglichkeit, per Lightning Kabel an USB angeschlossen betrieben zu werden. Damit verhalten sie sich dann gegenüber dem jeweiligen Betriebssystem wie ein USB Eingabegerät und funktionieren sowohl im Mac Bootmanager, unter macOS als auch unter Ubuntu. Das Magic Trackpad hat jedoch noch eine gravierende Einschränkung. Unter Ubuntu wird der Tap-to-Click sowie Multifinger-Gesten wie z.B. Zwei-Finger-Scrollen nicht erkannt. Daher nutze ich daneben unter Linux weiterhin eine klassische USB Maus mit Scrollrad.

 

Ubuntu installieren

Die Installation von Ubuntu erfolgt aus dem per USB Stick gestarteten Live Systeme dann wie bereits in Workshop: Installation von Ubuntu 17.04 auf einer SD-Card auf dem MacBook Air beschrieben. Es wird lediglich darauf geachtet, dass statt der SD Karte die externe USB-SSD genutzt wird.

Ich hatte in meinem alten Rechner eine fertige Ubuntu Installation, welche ich gerne weiter nutzen wollte. Diese habe ich - nach dem Partitionieren der neuen SSD und Mounten der Partitionen - einfach von der alten SSD auf die neue kopiert, die UUID der Partitionen in der /etc/fstab an die Gegebenheiten der neuen SSD angepasst und Grub (grub-efi) auf der neuen SSD erneut installiert. Im Anschluss habe ich das System heruntergefahren und alle externen Medien, außer meiner neuen Ubuntu USB-SSD entfernt.

 

Ubuntu im Alltag nutzen

Der Mac startet standardmäßig sein macOS von der internen SSD. Um Ubuntu von der externen SSD zu starten, halte ich nach dem Einschalten des Rechners, wenn das Apple-Logo erscheint die Option-Taste gedrückt bis der Bootmanager erscheint. Im Bootmanager wähle "EFI Boot" aus. Es startet dann mein Ubuntu.

 

Welche Hardware des Mac Mini 2018 wird (nicht) unterstützt?

 

Unter Ubuntu 18.04 sieht die Hardwareunterstützung des neuen Mac Mini 2018 auf den ersten Blick wie folgt aus:

 

10GBit Ethernet Netzwerkkarte

wird unterstützt

 

WLAN

wird nicht erkannt

 

interne SSD des Mac

wird nicht erkannt
somit besteht auch keine Gefahr das dortige macOS versehentlich zu verändern/zerstören

HDMI Graphikausgang

wird unterstützt

 

Displayport Graphik via USB-C

wird unterstützt 

 

Sound

Wird unterstützt

 

Magic Keyboard

wird unterstützt wenn per USB angeschlossen

 

Magic Trackpad eingeschränkt unterstützt wenn per USB angeschlossen
Tap-to-Click sowie Multifinger-Gesten werden nicht erkannt

 

Beim Magic Keyboard fällt auf, das trotz der Wahl des Keyboard Layout "Deutsch (Macintosh)" die Tasten '<', '>', '^' und '°' nicht korrekt funktionieren bzw. die dazugehörigen Tasten auf der Tastatur vertauscht reagieren. Beheben lässt sich dies durch die einmalige Eingabe von 

gsettings set org.gnome.desktop.input-sources xkb-options "['apple:badmap']"

Dies korrigiert die Einstellung dauerhaft. Jedoch muss diese Einstellung für jeden Nutzer im Ubuntu erneut durchgeführt werden.

 

Fazit

Insgesamt ist ein Arbeiten unter Ubuntu beim aktuellen Apple Mac Mini 2018 möglich und es erscheint mir auch bereits alltagstauglich. Die Probleme mit dem Bluetooth Keyboard und Trackpad lassen sich durch den Anschluss per USB lösen. Die noch fehlende WLAN Unterstützung wird hoffentlich in der Zukunft gelöst. Bis dahin kann sie über den Betrieb am Ethernet (auch am 10GBit Ethernet Adapter) oder einem unterstützten externen WLAN-USB-Adapter solange kompensiert werden.

Dass die interne SSD von Linux gar nicht erkannt wird und von mir mittels einer externen USB-C SSD umgangen wird, finde ich persönlich sogar als Vorteil. Dadurch besteht keine Gefahr, das auch verwendete macOS ungewollt zu beeinträchtigen. Bei der externen USB-C SSD, welche per USB3.1 angeschlossen ist, sind von mir im Betrieb keine Geschwindigkeitsnachteile im Vergleich zu bisher von mir in anderen Rechnern verwendete SSDs per SATA aufgefallen.

 Ich freue mich auf jeden Fall, Ubuntu nun auch auf aktueller und hochwertiger Hardware bei meinem neuen Desktop weiter einsetzen zu können.

Wer darüber hinausgehende Erfahrungen mit Linux auf dem Mac Mini 2018 hat oder den Austausch dazu sucht kann mich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. erreichen.